Leserbrief zu SZ Nr. 209 (11.09.01), Seite V2/12: Darwin spielt Schach

Genetische Programmierung hat nichts mit Darwin zu tun

Tobias Hürter beschreibt in seinem Artikel "Darwin spielt Schach" das Projekt EvoChess, das mit Hilfe genetischer Programmierung immer bessere Schachprogramme hervorbringt. Dabei wird das "Erbgut" der Schachprogramme, d. h. die Methode zur Bewertung von Schachstellungen, durch Mutation und Selektion so angepasst, dass Stellungen immer besser eingeschätzt werden können.

Falsch ist, dass dies etwas mit Darwins Evolutionslehre zu tun hat. Es handelt sich hierbei lediglich um Zuchtwahl: Die bestspielenden Schachprogramme dürfen sich vermehren, während die schlechten ausgelöscht werden. Durch Zuchtwahl, auch Mikroevolution genannt, kann das Variationspotential des Erbguts entfaltet werden. So wurden z.B. alle Hunderassen aus dem Wolf herausgezüchtet. Auch unter natürlichen Umständen findet Zuchtwahl statt, was Organismen eine bessere Anpassung an die Umwelt ermöglicht.

Darwin extrapolierte diese Beobachtung und stellte die These auf, alle heute lebenden Organismen hätten sich aus einigen primitiven Urorganismen entwickelt. Dieser Theorie der Makroevolution stellen sich durch neue Erkenntnisse aus der Molekularbiologie unüberwindliche Hindernisse entgegen (siehe z. B. Michael Behe, "Darwin's Black Box"). Es hat sich herausgestellt, dass die graduelle Entwicklung durch Mutation und Selektion gewisse Grenzen nicht überspringen kann.

Dasselbe gilt auch für das EvoChess-Projekt. So wie man aus einem Hund auch in Millionen von Jahren keine Katze züchten kann, so werden die EvoChess-Programme niemals Mühle spielen lernen.

Dipl.-Inf. Andreas Abel, München


Andreas Abel
Last modified: Mon Mar 3 17:03:36 CET 2003